Wie das RoboticScope die Otologische Chirurgie verändern kann

Verbesserte chirurgische Ergonomie

Arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen (WRMDs) sind für viele Chirurg:innen eine unerwünschte Realität – für Otolog:innen ist das Problem besonders ausgeprägt. Die langanhaltenden, unergonomischen Haltungen, die während vieler Stunden am Operationsmikroskop erforderlich sind, können ihren Tribut fordern und zu Schmerzen, Ermüdung und sogar vorzeitigem Ruhestand führen.

 

Die aktuelle Pilotstudie „Ergonomics of 3D-Exoscope Versus the Operating Microscope in Otologic Surgery“ von Prof. Payal Mukherjee, Ankit Ajmera, Raewyn Campbell, Jennifer Lee und Samuel McGinness, veröffentlicht im ANZ Journal of Surgery, untersucht das RoboticScope genauer. Die Ergebnisse deuten auf einen deutlichen ergonomischen Vorteil gegenüber dem traditionellen Operationsmikroskop bei größeren otologischen Eingriffen hin.

Die Herausforderung: Ergonomie in der Otologischen Chirurgie

HNO-Chirurg:innen verbringen einen Großteil ihrer Karriere in Haltungen mit hohem Risiko – Studien zeigen, dass bis zu 97 % Symptome einer WRMD entwickeln. Das Problem beginnt früh: Bis zu 93 % der HNO-Assistenzärzt:innen mit weniger als fünf Jahren Berufserfahrung berichten bereits von ähnlichen Beschwerden. In der otologischen Chirurgie zwingt das Operationsmikroskop oft zu einer anhaltenden Beugung des Nackens und statischen Positionen – beides wesentliche Faktoren für Muskel-Skelett-Belastungen. (Ajmera et al., 2025)

Die Studie

Das Forschungsteam führte eine prospektive ergonomische Analyse in einem einzigen Zentrum durch und verglich neun Operationen mit einem herkömmlichen Operationsmikroskop mit neun Eingriffen unter Verwendung des RoboticScope.

 

Zwei zentrale Instrumente dienten zur Messung der Ergebnisse:

 

  • Rapid Upper Limb Assessment (RULA) – eine objektive, validierte ergonomische Risikobewertung von 1 (geringes Risiko) bis 7 (hohes Risiko).
  • NASA Task Load Index-basierter Fragebogen – eine subjektive Bewertung von körperlicher Belastung, Aufwand, kognitiver Beanspruchung und Benutzerfreundlichkeit des Geräts, unter Verwendung einer Likert-Skala von 1 bis 9 (1 = stimme überhaupt nicht zu, 5 = neutral, 9 = stimme voll und ganz zu).

 

Die Chirurg:innen wurden außerdem gebeten, Bildqualität, Benutzerfreundlichkeit und den Ausbildungsnutzen des Systems zu bewerten. (Ajmera et al., 2025)

Die Ergebnisse

  • Geringeres ergonomisches Risiko – RULA-Score 4,0 (geringes Risiko) mit dem RoboticScope vs. 5,9 (mittleres Risiko) mit dem Mikroskop.

  • Weniger körperliche Belastung – Deutliche Reduktionen bei Ermüdung/Aufwand (Likert-Skala 6,4 vs. 3,5; p = 0,015), körperlicher Belastung (Likert-Skala 6,73 vs. 2,63; p = 0,008) und Schwäche (Likert-Skala 6,5 vs. 2,75; p = 0,01).

  • Natürlichere Haltung – Chirurg:innen berichteten von einer natürlicheren Arbeitshaltung mit dem RoboticScope.

  • Bild & Ausbildung – Positive Bewertungen für Bildqualität, Vergrößerung, Farbkontrast und hohen Ausbildungswert.

  • Keine negativen Patient:innenergebnisse.

    (Ajmera et al., 2025)

Warum sind diese Erkenntnisse wichtig?

In dieser Pilotstudie berichteten Chirurg:innen von einer natürlicheren Haltung und einem geringeren ergonomischen Risiko bei der Verwendung des RoboticScope im Vergleich zum traditionellen Operationsmikroskop. In Kombination mit dem Head-Mounted Display und der DualView-Funktion bietet das RoboticScope:

 

  • Neutrale Kopf- und Nackenpositionen
  • Mehr Komfort bei langen Eingriffen
  • Gemeinsame 3D-Sicht des OP-Feldes für verbessertes chirurgisches Training

(Ajmera et al., 2025)

Diese Studie bestätigt, was viele Chirurg:innen bereits erfahren haben: Der RoboticScope kann die Ergonomie in der otologischen Chirurgie grundlegend verbessern – ohne Abstriche bei der chirurgischen Leistung. Durch die Förderung einer neutralen Arbeitshaltung und einer geteilten 3D-Visualisierung schützt er nicht nur vor den physischen Belastungen des Berufs, sondern verbessert auch die Ausbildung der nächsten Generation.

 

Angesichts von Personalknappheit im Gesundheitswesen und einer alternden Chirurg:innenpopulation sind Innovationen, die das Verletzungsrisiko senken, weit mehr als nur technologische Upgrades – sie sind Investitionen in die Zukunft der chirurgischen Versorgung.

 

Die ganze Studie ist hier zu lesen: A. Ajmera, R. G. Campbell, J. W. Y. Lee, S. J. McGinness, and P. Mukherjee, “ Ergonomics of 3D-Exoscope Versus the Operating Microscope in Otologic Surgery,” ANZ Journal of Surgery (2025): 1–7, https://doi.org/10.1111/ans.70278.